für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen
Im Jahr 2018 wurden deutschlandweit knapp 2,1 Millionen Versuchstiere zu wissenschaftlichen Versuchszwecken wie beispielsweise der Grundlagenforschung, der Entwicklung von Medikamenten oder zur Erforschung von Krankheiten eingesetzt. Aufgrund der hohen Forschungsdichte im Südwesten führt Baden-Württemberg die Statistik im Ländervergleich an. Somit trägt Baden-Württemberg als wichtiger biomedizinischer Forschungsstandort eine besondere Verantwortung für den Tierschutz bei Versuchstieren. Damit einher geht die Förderung des international anerkannten und auch im deutschen Tierschutzgesetz rechtlich verankerten 3R-Prinzips in der tierexperimentellen Forschung.
Das oberste Ziel besteht darin, Tierversuche wo immer möglich, durch geeignete Alternativen zu ersetzen. Zu dieser Bestrebung werden beispielsweise In-vitro-Testsysteme mit spezies- und gewebespezifischen Zellen verwendet, mit deren Hilfe z.B. zelluläre Prozesse untersucht werden können. Methoden des Tissue Engineerings werden angewandt, um Tierversuche beispielsweise durch künstliche Haut- oder Gewebemodelle zu ersetzen, während mithilfe sogenannter In-silico-Modelle computergestützte Simulationen erstellt und für die Vorhersage bestimmter Effekte genutzt werden können.
Ist ein vollständiger Ersatz eines Tierversuchs durch eine geeignete Alternativmethode nicht möglich, so gilt es, die Anzahl an Tierversuchen auf ein sinnvolles Maß zu minimieren. Um statistisch signifikante und aussagekräftige Ergebnisse zu generiere, ist die genaue Berechnung und die professionelle Versuchsplanung der Wissenschaftler*innen entscheidend. Ein zu geringer Versuchsumfang würde dazu führen, dass am Ende des Versuchs keine eindeutigen Ergebnisse vorliegen würden und die zugrundeliegende Frage der Forscher*innen trotz der durchgeführten Versuche unbeantwortet bleiben würde.
Durch die stetige Optimierung der wissenschaftlichen Methoden und Messverfahren, der sorgfältigen Auswahl der Tiermodelle, der Linderung der Schmerzen und Ängste durch Schmerz- und Betäubungsmittel sowie durch die artgerechte Haltung der Versuchstiere, werden die Belastungen (Leiden, Schmerzen, Stress) der Versuchstiere in einem Tierversuch so weit wie möglich verhindert bzw. auf ein unerlässliches Minimum reduziert und das Wohlbefinden sowie die Lebensqualität der Versuchstiere gesteigert.
Tierversuche sind grundsätzlich genehmigungspflichtig. In der Europäischen Union und damit auch in Deutschland sind Tierversuche durch die Richtlinie EU (2010/63/EU) geregelt, die vom Europäischen Parlament im Jahr 2010 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere erlassen wurde. Tierversuche sind generell nur dann gerechtfertigt, wenn ausschließlich auf diesem Weg neue Erkenntnisse gewonnen werden können, sie unumgänglich/ unerlässlich und ethisch vertretbar sind.
Das neu gegründete 3R-Center für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen, das gemeinsam von der Universität Tübingen und dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut (NMI) in Reutlingen getragen und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) finanziert wird, soll allen Wissenschaftler*innen in Baden-Württemberg einen niederschwelligen Zugang zu neuartigen Alternativmethoden ermöglichen. Durch die Stärkung der Forschungskompetenzen soll ein breites, interdisziplinäres Bewusstsein für diese neuen Ansätze geschaffen werden, sodass Ersatzmethoden in der Praxis breitflächig und routinemäßig zielgerichtet angewandt werden können, um die Anzahl an Tierversuchen nachhaltig auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Ferner wird das landesweite Querschnitts-Center die 3R-Thematik in Forschungslandschaft, Politik und Öffentlichkeit in Baden-Württemberg vertreten sowie den Austausch und die enge Vernetzung durch Information, Kommunikation sowie die Etablierung von Trainingsprogrammen und Workshops aktiv unterstützen und fördern.
Zur Erforschung von Alternativmethoden zu Tierversuchen in der medizinischen Forschung stellt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) der Universität Tübingen eine neue W3-Professorenstelle zur Verfügung und unterstützt den Aufbau des 3R-Centers ab 2020 für zunächst fünf Jahre mit 130.000 Euro pro Jahr. Die Brückenprofessur konzentriert sich auf die Entwicklung der Organ-on-Chip-Technologie als Alternative zu Tierversuchen in den Bereichen Toxikologie, personalisierte Medizin und biomedizinische Forschung.
Die Entscheidung, welche Alternativmethode oder -technologie einen Tierversuch in einer spezifischen wissenschaftlichen Fragestellung ersetzen kann, ist nicht immer trivial. Das 3R-Center möchte deshalb in Zukunft mithilfe fachspezifischer Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen Forscher*innen bei der Versuchsplanung zielgerichtet unterstützen und ihnen durch ein breites Informationsangebot bei der Auswahl einer geeigneten Alternative beratend zur Seite stehen.
Die Schaffung eines starken Netzwerks zwischen Forschern, Klinikern, Ausbildern und der Industrie wird ein wichtiger Eckpfeiler des 3R-Centers sein. Die Förderung der Entwicklung neuer Technologien und die Baden-Württemberg-weite Verbreitung neuer Forschungsergebnisse werden den Einsatz alternativer Tierversuchsmodelle vorantreiben.
Das Journal Alternatives to Animal Experimentation (ALTEX) hat eine ausführliche Liste mit aktuellen Veranstaltungen zusammengestellt, die Sie hier finden können
Das britische National Centre for the Replacement Refinement and Reduction of Animal Research (NC3Rs) bietet Veranstaltungen und Online-Kurse an, die Sie hier finden können
Das amerikanische National Insitutes of Health Office of Animal Welfare (NIH OLAW) bietet eine Reihe an Veranstaltungen und Online-Kurse, die Sie hier finden können.
In der offiziellen Pressemitteilung berichtet Wissenschaftsministerin Theresia Bauer über die Gründung und Entstehung des landesweiten 3R-Netzwerks, das die unterschiedliche Expertise der Forschungsstandorte in Baden-Württemberg bündelt und die Entwicklung und Anwendung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch weiter in der baden-württembergischen Forschungslandschaft verankert. Das 3R-Center Tübingen koordiniert die Zusammenarbeit und Koordination in diesem Verbund und bildet die Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. [weiterlesen]
UMM Universitätsmedizin Mannheim
3D-cancer cell culture models have been developed in order to mimic the tumor and its microenvironment. Within this project, you will use 3D-bioprinting of suitable biomaterials to engineer and manipulate heterotypic HNSCC spheroids in vitro. You will characterize 3D-bioprinted HNSCC spheroids and further optimize them to resemble the tumor architecture. You will apply humanized culture conditions using human platelet lysate or human serum to replace fetal bovine serum. You will use kinetic live cell imaging (Incucyte SX5 technology) to automatically monitor and quantify spheroid formation, growth and cellular changes. Finally, you will add endothelial and immune cells to optimize bioprinted spheroids and to quantify dynamic drug responses of e.g. anti-angiogenic or immune-based drugs. Download info
info@3rtuebingen.de
NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen
Markwiesenstrasse 55
72770 Reutlingen
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